Wer auswandern will, hat ganz unterschiedliche Gründe dafür. Die meisten sehen in der Heimat keine Perspektiven mehr und hoffen darauf, im Ausland Fuß fassen zu können. Auch die lässige Lebensart im bevorzugten Land kann Ausschlag gebend sein, was jedoch ein wenig riskant ist. Gefährlich ist übrigens der Traum von einem Leben unter Palmen nach dem Motto: In einer so tollen Umgebung habe ich das ganze Jahr über Urlaub.
Denn wer nicht gerade über enorm viel Geld verfügt und von den Zinsen leben kann, muss sich vor Augen halten, dass auch in fernen Ländern hart gearbeitet wird – ob im Angestelltenverhältnis oder als Unternehmer. Wenn Sie also auswandern möchten, sollten Sie bereits eine nicht nur vage Vorstellung von dem haben, womit Sie dort Ihren Unterhalt verdienen wollen. Das sollte nicht unbedingt der Verkauf von deutscher Bratwurst sein.
Selbst wenn Sie bei der Ausreise bereits einen Arbeitsvertrag in der Tasche haben, ist es wichtig, so viel an finanziellen Reserven zu haben, dass Sie zwei bis drei Monate überstehen können. Denken Sie nur an notwenige Anschaffungen für den Haushalt, Provisionen für den Makler oder Mietkautionen. Es ist übrigens mehr als unwahrscheinlich, dass die heimische Bank Ihnen den Neustart finanziert. Und eine neue im Ausland wird das erst recht nicht tun, wenn Sie als unbekannter Neukunde und ohne Sicherheiten dort ankommen. Da müssen Sie schon selbst genügend angespart haben.
Allerdings ist es unabdingbar, dass Sie Ihre bisherige Bank über Ihre Pläne informieren und gemeinsam wichtige Punkte klären. Bestehen noch Kreditverträge? Wie sollen die zurückgeführt werden? Möchten Sie die eigene Immobilie verkauf oder nur vermieten? Bei einem vorteilhaften Verkauf (der übrigens viel Zeit in Anspruch nimmt!) besteht die Chance, dass Sie nicht nur das Darlehen ablösen, sondern überdies noch weiteres Geld übrig haben. Aber berechnet die Bank vielleicht Vorfälligkeitsgebühren?
Die Vermietung von Haus oder Wohnung könnte eine Alternative sein, denn mit den Einnahmen lässt sich der Kredit bezahlen. Aber haben Sie eine vertrauenswürdige Person vor Ort, die bereit und in der Lage ist, diese Vorgänge zu überwachen? Was passiert, wenn Sie trotz aller Vorsicht an einen Mietnomaden geraten?
Und was ist mit den Sicherheiten? Haben Sie vielleicht Sparguthaben verpfändet, das Sie jetzt dringend benötigen? Auch in diesem Fall ist ein Gespräch mit dem Bankberater unabdingbar.
Generell ist es wichtig, Ihre Bank über Ihre Pläne in Kenntnis zu setzen. Denn ein Bankkonto ist an eine Wohnadresse gebunden. Selbstverständlich dürfen (und sollten) Sie Ihr bisheriges Konto noch eine Weile behalten. Und Sie können natürlich auch Geld davon abheben, was mit den gängigen Kreditkarten auch im Ausland einfach ist. Allerdings ist es ganz wichtig, stets den Kontostand im Auge zu behalten, was via Internet leicht machbar ist.
Denn sehr wahrscheinlich werden keine regelmäßigen Einnahmen mehr auf dieses Konto fließen, was eine – wenn auch geringe – Überziehung unmöglich macht. Mahnungen seitens der Bank sind nur unangenehm und teuer; aber viel schlimmer wird es, wenn man Ihre Karten sperrt. Was dann?
Wenn Sie nach Klärung all dieser Fragen noch einer Person Ihres Vertrauens daheim eine Vollmacht für Ihre Post und auch für Ihre Bankgeschäfte erteilen, können Sie mit ruhigem Gewissen – auch betreffend Bank, Konto und Geld – den Neustart im Ausland wagen.
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